Mit dem Aschermittwoch ist der Zeitpunkt gekommen, sich mit der großen Liturgie des sog. Triduum zu befassen. In der Karwoche und in den drei Feiern: Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern gibt es für Chöre viel zu singen. Der letzte Weg Jesu wird zu einem hochdramatischen Geschehen. Als Antwort auf die Gabe bleibender Tischgemeinschaft Jesu mit uns Menschen folgt seine Leidensgeschichte bis zum Tod am Kreuz.
Zweimal wird in der Karwoche die biblische Leidensgeschichte Jesu vorgetragen. Schlichtes Vorlesen, eventuell mit verteilten Rollen, oder auch ein Chorvortrag vergegenwärtigen dem Hörer das Leiden Jesu.
Nachdem wir in den letzten Jahren die Passionsgeschichte in der Vertonung von Heinrich Schütz[1] sangen, oder die des neuzeitlichen Komponisten Hermann Schröder[2], studieren wir in diesem Jahr die Komposition von Joachim Reidenbach[3]. (Er will sich sein Werk vor Ort auch anhören.) Allerdings komponierte er kaum mit harmonischen Mitteln. Sang der Evangelist, als Erzähler sonst, wie auf Goldgrund mittelalterlicher Bilder gemalt, mit edler, heller Tenorstimme, ist jetzt dafür ein Sprecher eingesetzt. Lautmalerisches Deklamieren wie zischeln, rufen, gehässige Laute, flüstern und schreien ist angesagt. Bisher unerhörte Töne schrecken den Hörer auf und konkretisieren, was der Sprecher gerade erzählte. Diese Thematik, in diesem Stil, in einem großen Kirchenraum vorgetragen, wirkt schockierend. Das ist hier gewollt. Betroffenheit und Erschütterung nageln den Hörer fest. So könnte ein weiteres Kapitel der Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen geschrieben werden.
[1] Matthäus Passion, Johannes Passion, Lukas Passion
[2] Johannes Passion
[3] Joachim Reidenbach, St. Paulin (Trier)
Die meisten hier benannten Werke von diversen Künstlern sind leicht bei YouTube zu finden.