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Gesalbt mit Ölen

Heute bekam ich eine Pfingst-Email von einer langjährigen Studienfreundin. Sie schickte mir eine Pfingstpredigt. Darin wurde erinnert, dass das Kommen des göttlichen Geistes sich bereits in der Taufe ereignet hat. Durch die Salbung mit heiligem Öl werden wir zu Christen und treten in eine unauflösliche Gemeinschaft mit dem Christus, dem Gesalbten. Diese Verbundenheit ist im Heiligen Geist geschaffen und lebendig. Von Hrabanus Maurus OSB (~ 780 – 856 / Abt des Klosters Fulda und Mainzer Erzbischof), einem frühmittelalterlichen Dichter haben wir das „veni creator spiritus[1]. In der Übersetzung von Heinrich Bone[2] (* 25. September 1813 in Drolshagen; † 10. Juni 1893 in Hattenheim, heute ein Stadtteil von Eltville am Rhein) lautet die zweite Liedstrophe „…du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut, der Seele Salbung höchstes Gut.“

Um besser zu verstehen, was Salbung bewirkt, beschreibt der Prediger den letzten Arbeitsschritt bei der Entstehung einer Geige. (Seine Quelle: Martin Schleske „Der Klang“, München 2011, 3. Auflage S. 273)

Das Lackieren der Geige ist ein Salben mit Harzen und Ölen und bezeichnet die Arbeit vom Grundieren bis zum Auspolieren.

Die Violine erhält dadurch drei wichtige Stadien der Veredlung:

  1. Das Holz wird durch die Lackierung erst zum Leben erweckt, es wird vor jeder Form der Abnutzung (Witterung, Schweiß) geschützt.

  2. Das Ölen bewirkt eine Klangveredlung. Es steigert die individuelle Schwingung der Holzfaser, die Tongebung wird dadurch reiner, sie entfaltet sich besser und teilt sich der Umgebung besser mit.

  3. Das Instrument leuchtet durch das Auspolieren der Oberfläche. Das auffallende Licht wird vom Grunde des Holzes besser reflektiert. Das Leuchten aus der Tiefe ist das innere Feuer der Geige. Es macht sie schön.

Mit dem Öl, dem Balsam des Heiligen Geistes verhält es sich ebenso:

Es ist die Kraft, die vor äußerem und innerem Schaden bewahrt. Es veredelt unsere geistliche Ausstrahlung. Es entzündet in uns das Feuer der Gottes- und Nächstenliebe.

[1] Hrabanus Maurus

[2] Heinrich Bone

1. Veni, creator Spiritus,
mentes tuorum visita:
imple superna gratia,
quae tu creasti pectora.

1. Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat,
erfülle nun mit deiner Gnad.

2. Qui diceris Paraclitus,
donum Dei altissimi,
fons vivus, ignis, caritas
et spiritalis unctio.

2. Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

3. Tu septiformis munere,
dextrae Dei tu digitus,
tu rite promissum Patris
sermone ditans guttura.

3. O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.

4. Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.

4. Zünd an in uns des Lichtes Schein,
gieß Liebe in die Herzen ein,
stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

5. Hostem repellas longius
pacemque dones protinus;
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium.

5. Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt,
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd und Elend fallen nicht.

6. Per te sciamus da Patrem
noscamus atque Filium,
te utriusque Spiritum
credamus omni tempore.

6. Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.