Am Ende meines Orgeldienstes in einer Vorabendmesse trat ein junger Mann an mich heran mit der Bitte, seine Stimme zu coachen. Stimmbildung im Chor ist mir durchaus vertraut, woraus sich des Öfteren auch Anfragen einzelner Sängerinnen und Sänger ergeben. So fragte ich nach, wie dieser Wunsch in ihm entstanden ist. Er sagte, er fühle sich unsicher, was sein Singen betrifft. Er könne seine eigene Stimme überhaupt nicht einschätzen. Das mache ihn nervös, wenn er irgendwo mitsingt. Kann ich richtig singen? Wie hört sich meine Stimme an? Singe ich angemessen in der Lautstärke? Diese Fragen möchte er einfach mal abklären.
Ich kenne diesen jungen Herrn als bescheiden, höflich und engagiert. Es passt zu ihm sich darüber auch mal Gedanken zu machen und nachzufragen. So sind wir auch bald zu einem Termin gekommen.
Grundsätzlich ist so ein Vorsingen nicht so leicht für den Sänger. Man sollte unbedingt für eine entspannte Stimmung sorgen und eher, wie nebenbei, den Einstieg in das kleine Examen finden.
Singe spontan ein dir vertrautes Lied
Singe nach, was du jetzt von mir hörst (Stimmbildungsübung)
Taktübung: klatsche zwei Takte genau nach Vorgabe
Gehörübung: es werden zwei Töne gleichzeitig zu Gehör gebracht, wiederhole den tieferen Ton.
Nach diesen Tests hat man Anhaltspunke über die Beschaffenheit, über die Möglichkeiten und über die eventuellen Mängel einer Stimme. Es gibt Leute mit ausgeprägt schöner Stimme. Andere haben ein prima Taktgefühl und singen äußerst zuverlässig. Manche haben alles. Aber es muss nicht jeder alles haben.
Dieser Test sollte auf keinen Fall zu einer Überforderung führen und dem Sänger die Freude an seiner Stimme verstärken.
Über das Maß sängerische Aktivitäten kann man sich im zweiten Schritt verständigen.